Kunstfreiheit erlaubt keinen volksverhetzenden Antisemitismus
Bereits im Vorfeld der documenta fifteen wurden die Veranstalter und das kuratierende Kollektiv Ruangrupa mit berechtigten Rassismus- und Antisemitismusvorwürfen konfrontiert. Dennoch wurde ein sehr umstrittenes Werk des indonesischen Kollektivs Taring Padi ausgestellt.
Bereits im Vorfeld der documenta fifteen wurden die Veranstalter und das kuratierende Kollektiv Ruangrupa mit berechtigten Rassismus- und Antisemitismusvorwürfen konfrontiert. Dennoch wurde ein sehr umstrittenes Werk des indonesischen Kollektivs Taring Padi ausgestellt. Auf dem bereits 20 Jahre alten Großplakat sind eindeutig antisemitische Motive zu sehen. So ist auf dem schwarzen Hut eines Mannes, der scheinbar eine Schläfenlocke trägt, SS-Runen dargestellt. Ein weiterer Mann mit Schweinsnase wird als Angehöriger des Mossad ausgewiesen.
Das Künstlerkollektiv hatte die Installation mit dem Argument verteidigt, dass im indonesischen Kontext Antisemitismus eine andere Bedeutung habe. Das sind Ausflüchte und können in Deutschland nicht als Rechtfertigung gelten. Antisemitismus hat in Deutschland keinen Platz, auch nicht auf der Documenta. Die Grenzen der Kunstfreiheit wurden mit solchen bildlichen Darstellungen eindeutig überschritten.
Es handelt sich um einen schweren Fall von Volksverhetzung, der strafrechtlich von Amts wegen verfolgt werden muss.
Schwerer Fall von Volksverhetzung
Leider wurde wie häufig reagiert - erst mit Abschwächungen, dann mit den Worten "man wird doch nochmal sagen dürfen" bis zur Kunstfreiheit, die mit solchen Darstellungen nur den Diskurs und das Hinterfragen ermöglichen wollte. Wieder wurde der Vorwurf des Antisemitismus nicht ernst genug genommen, obwohl doch bekannt ist, wie stark antisemitische Vorfälle in den letzten Jahren zugenommen haben.
Seit Beginn dieser Woche wurde die Installation verhüllt und jetzt endlich entfernt. Es handelt sich um einen schweren Fall von Volksverhetzung, der strafrechtlich von Amts wegen verfolgt werden muss. Gerade Kunst- und Kulturveranstaltungen wie die documenta wirken in die Gesellschaft mit der Vielfalt der künstlerischen Darstellungen und Performance hinein und müssen deshalb schon bei Planung und Auftragsvergabe alles tun, um Antisemitismus wie auch Rassismus zu vermeiden. Die Verantwortung auch für Versäumnisse muss schnell geklärt werden.
Antisemitismus in der Gesellschaft
Judenfeindliche Ressentiments, Antisemitismus und Terror gegen Juden sind ein aktuelles Problem unserer Gesellschaft. Trotz Erinnerungs- und Aufklärungsarbeit nach dem Holocaust und 1700 Jahren jüdischen Lebens in Deutschland ist Judenhass noch immer weit verbreitet. Die Kriminalstatistik für 2020 dokumentiert einen Höchststand von antisemitischen Delikten. Diese Vorfälle sind lediglich die Spitze eines Eisberges, unter dessen Oberfläche sich eine Vielzahl von Angriffen und Anschlägen auf Juden sowie jüdische und israelische Einrichtungen in Deutschland in letzter Zeit summieren. Hinzu kommt eine Vielzahl von verbalen Beleidigungen gegenüber Jüdinnen und Juden, Verwüstungen und Schändungen jüdischer Friedhöfe und anderes mehr. Jeder Bürger und jede Bürgerin können etwas tun: Sie können verbal unsere Werte und die Würde eines jeden Menschen verteidigen.